Andalusien – zwischen Orient und Okzident

Der Sonne entgegen – Das Überwintern kenne ich aus meiner Zeit in Kanada. Die Großeltern von Tim fuhren über die Wintermonate mit dem RV (Recreational Vehicle) von Edmonton/Kanada nach Arizona/USA. Außerdem habe ich dort auch den Begriff „March Break“ gelernt, nach den langen, grauen und kalten Wintermonaten braucht der Körper und die Seele eine Auszeit in warmen Gefilden.

Den Begriff „Snowbird“ habe ich erst vor Kurzem gelernt, also Menschen, die den Schnee und die kalten Temperaturen des nördlichen Winters vermeiden und gen Süden reisen. Für europäische Mobilisten liegt der Fokus dabei auf Länder wie Frankreich, Spanien, Portugal und Marokko. Da die Einreisebestimmungen für Marokko in 2021/22 schwierig zu erfüllen sind, fällt meine Wahl auf den Südwesten von Spanien, Andalusien.

Mit einem Augenzwinkern tausche ich einfach SAD gegen GLAD, traurig gegen froh (Seasonal Affective Disorder gegen Good Living Affective Delight). Die Unabhängigkeit, mit dem eigenen Campervan jederzeit an jeden Ort aufbrechen zu können, übt auch auf mich eine große Anziehungskraft aus, die Aussicht auf warme Sonnentage mit Strand und Meer ist nahezu unwiderstehlich. Sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, den Blick auf Meer und Horizont gerichtet, den Wellenschlag hören … all das ist Balsam für die Seele. Wirken sich doch nasskaltes Wetter, die kurzen, dunklen Tage und die damit verbundenen psychischen Beschwerden bekanntlich negativ auf das Wohlbefinden aus. Selbst wenn die Temperaturen nicht mehr T-Shirt-geeignet sind, wird das im direkten Vergleich zu Minustemperaturen und Graupelschauern daheim als angenehm empfunden.

Eine Auszeit vom Alltag wünschen sich viele Berufstätige und stark eingespannte Selbstständige sehr oft. Das Studium relevanter Fachliteratur oder die Entwicklung eines neuen Seminarangebotes ist nicht zwingend an einen festen Ort gebunden. Dank der modernen Kommunikationstechnik ist man heute fast überall per WLAN und Internet mit dem Word Wide Web verbunden.

Campervan – VW Bus Rudi

Die große Freiheit ruft – und den passenden VW Bus habe ich auch in der Tiefgarage stehen.

Also – los geht’s

Andalusien

Andalusien verkörpert den Inbegriff all dessen, was gemeinhin als „typisch spanisch“ erachtet wird. Die Wiege des Flamencos wie die des modernen Stierkampfs liegen in Andalusien.

Andalusien ist ein wahrer Ausbund an wechselnden Landschaften und Klimazonen: Pinien-, Kork- und Steineichen wechseln sich ab mit staubtrockenen Steppen und Sanddünen, dann wieder ragt Gebirge auf wie die Sierra de Grazalema im Hinterland der Provinz Cadiz, wo jährlich mehr Niederschlag fällt als in jeder anderen Gegend Spaniens. Gerade diese extreme Verschiedenheit der Landschaft, die unterschiedlichen Einflüsse von atlantischem, mediterranem und kontinentalem Klima machen den Charme dieser Region aus. Die 800 Jahre währende Epoche maurischer und arabischer Herrschaft hat das Erscheinungsbild Andalusiens stärker geprägt als das jeder anderen spanischen Region. Die Hochkultur der Araber zeigt sich in der Baukunst ebenso wie in der Bewässerungstechnik, im Kunsthandwerk, in der Musik und in der Kochkunst. Viele der feinen Ingredienzen entfalten ihren kulinarischen Charme vor allem in Form von Tapas, jenen unwiderstehlichen kleinen Leckereien, die in Andalusien ihre Heimat haben.

Andalusien ist aber auch voller Widersprüche. Noch immer herrschen auf dem Land feudale Strukturen. Die Großgrundbesitzer geben hier immer noch den Ton an, während die große Schar der Landarbeiter versucht, sich ihr klägliches Auskommen bei der Oliven- und Weinernte zu sichern. Für viele Städter ist das Überleben auch nicht einfach, denn Andalusien ist die Region mit den höchsten Arbeitslosenzahlen in ganz Spanien. Dagegen sorgt der Tourismus, vor allem an der viel geschmähten und dennoch stark frequentierten Costa del Sol, für einen anhaltenden Wirtschaftsboom.

Reiseroute nach Andalusien in fünf Etappen (Heimsbrunn, Chusclan, Cap d’Agde, Oliva, Nerja)

Etappe 1 München – Sehr ruhige Lage vor dem Fußballstadion in Heimsbrunn / Frankreich

Etappe 2 Heimsbrunn – Gebührenfreier Stellplatz für 20 Mobile am Ortsrand von Chusclan

Zwischenstopp in der Camargue – Route du Fangassur in Arles

Etappe 3 Arles – Cap d’Agde

Etappe 4 Cap d’Agde / Frankreich – Oliva an der Costa del Azahar, südlich von Valencia / Spanien

Costa del Sol – An Spaniens berühmter Sonnenküste reihen sich Urlaubsorte mit durchgehenden Hotelanlagen aneinander. Alle waren einst Fischerorte, was man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Die enorme Entwicklung der vergangenen 60 Jahre schuf ein urbanizaciones, die heute alle eigene Nischen gefunden haben.

Etappe 5 Oliva – Nerja

Der Küstenort Nerja zählt dank seiner Badebuchten und Strände zu den viel frequentierten Urlaubszentren an der Costa del Sol. Von der Aussichtsterrasse Balcon de Europa bietet sich ein herrlicher Blick auf die zerklüftete Küste und ihr Hinterland. Nerjas alter Ortskern hat sich mit seinen engen, verwinkelten Gassen und den weißgetünchten Häusern noch etwas von seinem alten Charme bewahren können.

Reiseroute in Andalusien

Málaga – Muelle Uno

Málaga – Angelika und Klaus auf der Dachterrasse vom Marriott Hotel

Málaga

Málaga ist einer der großen spanischen Mittelmeerhäfen, Hauptstadt und ökonomisches Zentrum der gleichnamigen Provinz, Geburtsort Picassos sowie touristischer Dreh- und Angelpunkt der Costa des Sol. Mit über einer halben Million Einwohnern ist Málaga die zweitgrößte Stadt Andalusiens. Das Facelifting der letzten Jahre hat der quirligen Hafenstadt gutgetan. Die Muelle Uno, die Mole Eins, mit Kreuzfahrtterminal und Hafenpromenade hat sich zur ersten Flaniermeile der Stadt entwickelt. Die 1876 errichtete Markthalle ist eine Glas-Eisen-Konstruktion mit viel Licht von oben.

Frigiliana

Angelika in Frigiliana

Frigiliana ist eines der reizvollsten Dörfer der Sierra Almijara. Das Barrio Alto, der oberste Dorfteil, ist mit seinen steilen, blumengeschmückten Gassen besonders malerisch. Nur 10 km nordwestlich von Nerja gelegen, ist Frigiliana ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge.

Sotogrande – mit einem Blick auf den Felsen von Gibraltar

Puerto de Tarifa

Tarifa

Wo Mittelmeer und Atlantik sich treffen, bildet Tarifa den Auftakt zur Costa de la Luz. Tarifa ist ein schmuckes Küstenstädtchen mit arabischem Einschlag. Es ist die südlichste Stadt des europäischen Festlands, von Nordafrika getrennt durch die hier 14 km breite Straße von Gibraltar. Meist bläst eine kräftige Brise zur Freude der Kite- und Windsurfer. An 300 Tagen bläst hier der kräftige Levante, allerdings sind hier bei durchschnittlichen Windstärken von 3,5 Beaufort selbst die Könner gefordert. Die herrlichen hellgelben Strände, die sich nordwestlich von Tarifa entlang der N340 erstrecken, gehören zu den schönsten von ganz Andalusien.

Tarifa

Tarifa

Camping Rio Jara

Cádiz

Cádiz – Markthalle
Cádiz – Verkauf von Seeigeln und Austern

Cádiz gilt als die älteste kontinuierlich bewohnte europäische Siedlung. Die Altstadt, ein Irrgarten aus kurvigen Straßen, ist fast ganz vom Meer umgeben und die Wellen des Atlantik brechen sich an bröckelnden Schutzmauern. In Cádiz wurde 1812 die erste Verfassung Spaniens unterzeichnet. Der dreieckige Plaza de Topete rund 250 m nordwestlich der Kathedrale ist einer der gemütlichsten der Stadt. Da er stets mit Blumen geschmückt ist, heißt er auch ‚Platz der Blumen‘. Direkt daneben befindet sich der renovierte Mercado Central de Abasto, erbaut 1837 und somit die älteste Markthalle Spaniens.

Von Cádiz nach Sanlúcar de Barrameda

Sevilla – Plaza de Espana

Sevilla

Sevilla – Metropol Parasol

Sevilla

Sevilla – „Wer Sevilla nicht gesehen hat, hat noch kein Wunder gesehen“ sagt das Sprichwort.

Manche Städte begeistern einen sofort, andere können nur langsam die Herzen erobern. Sevilla verführt auf den ersten Blick. Kaum eine Stadt hat so oft wie Sevilla als Opernkulisse fungiert. Figaro war hier zu Hause, der Barbier von Sevilla, natürlich Don Juan und die glutäugige Carmen. Sevillas Wahrzeichen ist die Giralda, früher das Minarett der almohadischen Moschee, heute der Glockenturm der größten gotischen Kathedrale der Welt.
Die Hauptstadt Andalusiens ist mit knapp 700.000 Einwohnern zugleich die größte Ansammlung der Region. Wer sich durch die Gassen der Altstadt treiben lässt, kann hübsche Ecken und Plätze entdecken.

„Herkules erbaute mich, Cäsar umgab mich mit Wällen und Türmen, König Heilig nahm mich ein“. Diese Kurzfassung der Stadtgeschichte liest man über einem der alten Stadttore.

Blütezeit der Stadt war das Zeitalter der Entdeckungen. Mit der Eroberung Amerikas wurde Sevilla Zentrum des Handels mit der Neuen Welt. Gold und Silber überfluteten Sevilla, das im 16./17. Jh. zu den reichsten Städten der Welt zählte. Doch Mitte des 17. Jh. setzte der Niedergang ein, eingeleitet durch eine Pestepidemie und maßgeblich verursacht durch die Versandung des Hafens. Das Handelsmonopol ging 1717 endgültig an Cádiz über.

Jerez de la Frontera
Jerez de la Frontera
Jerez de la Frontera

Jerez bildet gemeinsam mit den Hafenstädten Puerto de Santa Maria und Sanlucat de Barrameda das berühmte Sherry-Dreieck.
Schon seit 3000 Jahren wird in Westandalusien Wein angebaut, doch der Sherry war wohl erst eine Entdeckung des 13. oder 14. Jh. In dieser Zeit entdeckten andalusische Seefahrer auf ihren Reisen, dass sich Wein durch die Zugabe von Weingeist für längere Zeit konservieren lässt. So entstand die Urform des Sherrys. 1587 überfiel Sir Francis Drake Cádiz und soll dabei gleich 2900 Fässer Sherry mitgenommen haben, die im Hafen lagerten und eigentlich für die spanische Armada bestimmt waren. Von da an verschifften britische Seeleute regelmäßig Sherry aus Jerez de la Frontera in ihre Heimat und machten ihn dort populär. Das von den Arabern stammende Wort Xeris – sprich scherisch – für die Stadt Jerez konnten die Engländer nicht aussprechen: Sie sagten einfach Sherry.
Jerez, die Hauptstadt des Sherrys ist auch ein Zentrum der andalusischen Pferdezucht mit feudalem Ambiente. An der Plaza Domecq, benannt nach dem berühmtesten der Sherry-Barone, erhebt sich die Catedral, zu der eine imposante Freitreppe führt. Der Glockenturm ist ähnlich einer italienischen Campanile frei stehend.

Costa de la Luz

Costa de la Luz – Von der Mündung des Guadiana bis zur Meerenge von Gibraltar erstrecken sich die feinen Sandstrände der „Lichtküste“. Dem gleißenden Sonnenlicht der Atlantikküste verdankt die Costa de la Luz ihren klangvollen Namen. Es ist kein sanfter Übergang wo Mittelmeer und Atlantik sich an der Straße von Gibraltar vereinigen. Ab Tarifa weht ein rauerer Wind. Die Fluten des Atlantik sind aufbrausend und kühl, die sanfte Brise des Mittelmeers geht in salzige Winde über. Dieses raue Element verhindert bislang die Entwicklung eines Massentourismus a la Costa des Sol.

Torre de la Pena
Reiseroute zurück nach München
Nerja
Marbella – Puerto Banúz
Marbella – Puerto Banúz

Marbella – „Que mar bella!“, „Welch schönes Meer!“, soll Isabella die Katholische ausgerufen haben beim Anblick des herrlichen Küstenstreifens. Die „Diva“ der Costa des Sol ist zweifellos Marbella – sehen und gesehen werden ist hier das Motto. Seit Alfonso von Hohenlohe 1959 den Marbella-Club gründete und seine legendären Partys zelebrierte, entwickelte sich der Ort zu einem Treffpunkt des Jetsets aus europäischem Adel, arabischen Scheichs und russischen Neureichen. Auch Sportgrößen wie der Weltranglistenerste im Tennis, Novak Djokovic, ziehen sich in Marbella in ihre Luxusvillen zurück. Durch Bau- und Korruptionsskandale hat das glanzvolle Bild des weltberühmten Badeortes tiefe Kratzer abbekommen.
7 km westlich des Zentrums liegt der Luxusjachthafen Puerto Banús. Hier findet man teure Boutiquen, schicke Cafés und Feinschmecker-Restaurants, Golfplätze und ein Kasino ergänzen das Unterhaltungsprogramm.

Ronda
Ronda
Ronda – Rolf und Klaus

Ronda liegt mitten in einer riesigen Schlucht, die vom Rio Guadalevin in die Berge geschnitten wurde. Ihre spektakuläre Lage auf der 160 m tiefe Schlucht El Tajo und ihr Status als größtes weißes Dorf Andalusiens machen sie zu einem beliebten Reiseziel. Ende des 18. Jh. wurde in Ronda der moderne Stierkampf erfunden und in El Mercadillo, der Neustadt, steht die älteste Stierkampfarena des Landes.

Córdoba
Córdoba – Mezquita-Catedral de Córdoba

Einst war Cordoba der strahlende Mittelpunkt des Kalifats von Al-Andaluz. Pilger aus der ganzen islamischen Welt strömten in die Metropole. Das Ende dieser glanzvollen Zeiten wurde durch die inneren Streitigkeiten um die Regierungsmacht herbeigeführt, die in einem Bürgerkrieg gipfelten. Im Jahr 1031 zerfiel das Kalifat endgültig. Cordoba verlor seine Vorrangstellung an Sevilla.
Heute ist das alte Zentrum von Cordoba fest in der Hand der Touristen. Die Mezquita, die einstige Hauptmoschee, die heute als Kathedrale fungiert, gehört zu den herausragendsten Bauwerke, welche die islamische Architektur hervorbrachte.

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