
Leadership
Das Wort Führung hat für viele Menschen einen schalen Beigeschmack und erinnert in Europa an dunkle Zeiten. Deshalb verwende ich lieber die Worte Leader oder Leadership.
Wenn ich das Wort Leader verwende, beziehe ich mich auf alle Menschen, die sich für die Schaffung von Veränderungen oder die Gestaltung ihrer Zukunft einsetzen, unabhängig von ihrer formalen Position in institutionellen Strukturen.
Organisations- und Führungsparadigmen
Mit dem Wandel von Gesellschaft und Märkten wandeln sich auch die Paradigmen*, mit denen Organisationen und Unternehmen geführt werden. Viele Unternehmen sind immer noch stark mechanistisch geprägt und haben Schwierigkeiten auf die Geschwindigkeit und Komplexität des Umfeldes zu reagieren. Um im 21. Jahrhundert zu überleben und zu gedeihen, müssen Unternehmen ein neues Organisationsprinzip und Führungsparadigma entwickeln.
* Paradigma: eine in Theorie und Praxis vorherrschende Grundauffassung

Nach den Management-Paradigmen Command and Control, Management by Objectives und Agile steht nun die nächste Stufe von Führung an, Consicous Leadership. Am Horizont schimmert dann auch schon die übernächste Stufe durch, Holistic Counseling.
Spezielle Leadership Entwicklungs-Programme unterstützen Führungspersonen dabei, bewusste und unbewusste Ängste zu meistern, Potenziale zu entfalten und über heutige Begrenzungen hinauszuwachsen. Diese persönliche Transformation der Leader beschleunigt wiederum den Kulturwandel der gesamten Organisation.
Führung setzt Selbstführung voraus
Nur wenige Menschen sehen ein, dass sie letztendlich nur eine einzige Person führen können und auch müssen. Diese Person sind sie selbst.
Peter F. Drucker, Ökonom
Die erste Voraussetzung für ein neues Führungsparadigma ist eine ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstführung. Dies erfordert, dass Sie ein genaues Verständnis dafür entwickeln, was Ihnen wichtig ist und vor allem, was ermöglicht Ihnen in Ihrem Leben Erfüllung zu finden.
Nur wer sich konsequent selbst führt, wird von anderen als Führend respektiert. Dies setzt voraus, dass Sie sich selbst klar und bewusst sind hinsichtlich Ihres eigenen Denkens, Fühlens und Handelns.
Führen von anderen Personen
Die zweite Vorraussetzung ist die Fähigkeit andere zu führen. Andere oder eine Gruppe von Personen mit einem gemeinsamen Ziel oder einer gemeinsamen Absicht zu führen ist nicht dasselbe wie sich selbst zu führen. Es erfordert deutlich mehr Fähigkeiten und Kompetenzen. Werden Sie eine kraftvolle Quelle von Inspiration, Mut und Ausdauer.
Ein Beispiel zu geben ist nicht die wichtigste Art, wie man andere beeinflusst. Es ist die einzige.
Albert Schweitzer, Arzt und Philosoph
Entwicklung von Führungskompetenzen
Selbst- und Sozialkompetenz bilden eine Art von Grundkompetenzen die wir in einem fruchtbaren Miteinander benötigen. Diese werden um Entwicklungs- und Transformationskompetenzen erweitert.
Entwicklungs- und Transformationskompetenzen werden momentan immer dringender benötigt, um den Weg in die Zukunft zu sehen und mutig zu gehen sowie für sich selbst und andere gute, stimmige Entscheidungen zu treffen.
Im co-kreativen Dialog Antworten und Lösungen zu finden, oder in Stille sich mit der Quelle oder einer höheren Weisheit zu verbinden, sind die Kompetenzen, die wir gerade jetzt, in einer Zeit des Übergangs und der Transformation entwickeln müssen.
Selbstkompetenz
Selbstkompetenz ist die Fähigkeit, mit sich selbst so umzugehen, dass ich mit mir zufrieden bin.
Bei sich beginnen, aber nicht bei sich enden. Sich erfassen, aber sich nicht ständig mit sich selbst befassen.
Martin Buber, Religionsphilosoph
Das Ich ist keine feste Bestandsgröße, sondern nach der Psychologin Jane Loevinger ein Bewusstseinsstrom, der Gedanken und Erfahrungen eines Menschen immer wieder neu organisiert. Die Theorie der Ich-Entwicklung wurde von Loevinger und anderen Entwicklungspsychologen über viele Jahrzehnte erforscht und dokumentiert. Neben dem Ich gibt es das Selbst, das in der Lage ist, die eigene Identität zu reflektieren. Je reifer eine Person wird, desto besser gelingt die Reflexion des Ichs und desto größer wird der innere Raum zum sicheren Umgang mit steigender Komplexität und wachsender Dynamik.
Sozialkompetenz
Sozialkompetenz ist die Fähigkeit, soziale Beziehungen zu leben und zu gestalten, Zuwendung und Spannungen zu erfassen und verstehen, und sich mit anderen zu verständigen. Andere Menschen in ihrem Sein zu akzeptieren, Raum zu lassen, jedoch auch Grenzen zu setzen.
Sozialkompetenz ist ein Bündel an Fähigkeiten, die im Umgang mit anderen Menschen erforderlich und nützlich sind. Interpersonelle Fähigkeiten wie Kommunikations- und Konfliktfähigkeit oder Empathie gehören dazu.
Entwicklungskompetenz
Entwicklungskompetenz ist die Fähigkeit, sich und andere von innen heraus, Schritt für Schritt, in Richtung eines umfassenderen, bewussteren und reiferen Ich weiterzuentwickeln. Haben wir uns in der ersten Hälfte unseres Lebens zu einer Ich-Identität, einer Persönlichkeit entwickelt, brauchen wir die zweite Hälfte, um diese Identität wieder loszulassen und uns unserem eigentlichen Sinn und Zweck zu widmen.
Transformationskompetenz
Transformationskompetenz ist die Fähigkeit, Raum und Rahmen für transformative Prozesse zu schaffen und zu halten.
Der Prozess der Transformation ist wirkliche Arbeit. Er fühlt sich wie eine Geburt an und ist mit Geburtsschmerzen verbunden. Es kann sich anfühlen, als ob man etwas sehr Wertvolles verliert. Unter guten Bedingungen können diese Prozesse schmerzvoll sein und Verlust und Trauer mit sich bringen, anfänglich sogar Abwehr hervorrufen; aber dann zeigt sich auch die freudige Seite, wenn man die größere Welt entdeckt.
Robert Kegan, Entwicklungspsychologe