Bewusstsein als wirkende Realität
In einer philosophischen Interpretation würde man den Beginn des Kosmos – das was heute als „Urknall“ bezeichnet wird – als eine Zwischenstufe zwischen „Nichts“ und dem faktischen „Sein“ ansehen können. Es kann als ein reines „Werden“ bezeichnet werden und verdeutlicht den Prozesscharakter der kosmischen Evolution.
Mit dem Leben wird es in der kosmischen Geschichte zum ersten Mal möglich, dass Information eine konkrete Bedeutung erhält. Im Lebendigen kann Information durch Steuerung und Selbststeuerung die Existenz des instabilen Systems „Lebewesen“ über längere Zeit aufrechterhalten. Unter geeigneten Bedingungen und mit hinreichender Zeitdauer wird Information auch in solchen Strukturen erscheinen können, die als „Erleben“ und als „Bewusstsein“ bezeichnet werden können.
Unser Bewusstsein ist etwas anderes als unser Gehirn, obwohl beide, solange wir leben, eine unauflösliche Einheit bilden. Materie und Bewusstsein sind verschiedene Erscheinungsformen einer kosmologisch begründeten, bedeutungsfreien Quanteninformation, die sich selbst erlebt und kennt. Im Bewusstsein wird es möglich, Informationsmodelle zu erzeugen, und anhand der Modelle des Körpers und der Umwelt Handlungen zu planen.
Bei allen psychischen Vorgängen können wir heute erkennen, dass es sich dabei primär um Informationsverarbeitungsprozesse handelt. Eine psychische Wirksamkeit geht stets von einer bedeutungsvollen Information aus, die in der Lage ist, im Körper bereits bereitgestellte Energie freizusetzen. Jede (bewusste, unbewusste, unterbewusste) Wahrnehmung hat eine Wirkung zur Folge, aber nicht jede dieser Wirklungen muss auch bewusstwerden.
Der Weg in das Neue
Kreativität kann in Gedanken, in Tagträumen oder Träumen oder auch in meditativen Zuständen deutlich werden. Gemäß der Quantentheorie können nicht nur Faktisches, sondern auch bereits Möglichkeiten Wirkungen hervorrufen. Solche antizipierten Möglichkeiten werden im Prozess der quantischen Informationsverarbeitung in unserem Bewusstsein ständig erweckt und erwogen. Unser Gehirn, also das Physische, das Körperliche, ist dabei lediglich das Verarbeitungsorgan und der Träger der bedeutungsvollen Information.
Quantentheorie als Physik der Beziehungen und Möglichkeiten
Die Quantentheorie kann charakterisiert werden als die Physik der Beziehungen und der Möglichkeiten. Beziehungen sind gegenüber einem bloßen Nebeneinander dadurch ausgezeichnet, dass sie Ganzheiten erzeugen, welche mehr sind als die bloße Summe ihrer Teile. Durch die Quantentheorie gehen die Teile, die sich zu einem Gesamtsystem formieren, in diesem auf. Das so gebildete neue System ist auch insofern eine Ganzheit, als die ursprünglichen Teile nicht mehr eigenständig existieren.
Die klassische Physik hat eine summarische Struktur. In ihr kann nichts Neues auftauchen. Wenn sie wahr wäre, dann würde auch alles künftige Geschehen bereits jetzt schon festliegen, alles wäre determiniert. Neues oder Überraschendes gäbe es lediglich für den ahnungslosen Beobachter, dem die vollständige Kontrolle des vorliegenden Sachverhaltes fehlt.
Die Quantentheorie legt ein Weltbild nahe, in dem zumindest unter bestimmten Gesichtspunkten alles miteinander zusammenhängt. Wechselwirkende Objekte werden entweder zu einem teilelosen Ganzen oder sie werden wenigstens in bestimmter Hinsicht und für bestimmte Eigenschaften eine solche Ganzheit ausbilden.
Daher ist es naheliegend, die philosophischen Überlegungen aufzugreifen, die davon sprechen, dass im Grunde alles eine große Einheit bildet. Jede gedankliche oder beschreibende Trennung der Wirklichkeit in Teilbereiche, also in getrennte und wechselwirkende Objekte, wird im besten Falle eine extrem gute Näherung sein, aber noch nicht die letzte Wahrheit.
Nicht nur Fakten, sondern auch Möglichkeiten erzeugen Wirkungen. Dies war eine Überraschung, welche die Physik in Bezug auf die Quantentheorie zur Kenntnis nehmen musste. Wir Menschen werden in unseren Handlungen nicht allein durch die Fakten der Vergangenheit beeinflusst, sondern auch durch die Möglichkeiten, die wir erwarten, befürchten oder erhoffen.
Wenn wir uns für eine der Möglichkeiten entscheiden und diese in die Tat umsetzen, dann können die anderen nicht im gleichen Moment realisiert werden. Zugleich erwachsen aus dem Faktum dieser Tat andere neue Möglichkeiten. Jetzt ist in der Zukunft manches möglich geworden und anderes ist unmöglich.
Manchmal können Menschen schwer Entscheidungen treffen, weil sie zu viele Möglichkeiten sehen und nicht wissen, welche sie in faktisches Handeln überführen sollen. Manche grübeln wiederum über nicht realisierte Möglichkeiten nach und lassen sich auch zu späteren Zeiten davon beeinflussen. Andere – besonders in einer Depression – sehen auch ohne äußere Zwänge keine Möglichkeiten für Handlungsalternativen. Oftmals eröffnen sich erst in der psychischen Heilung ein Heraustreten aus solchen Einschränkungen. Die oder der Betroffene kann wieder mehr und andere Möglichkeiten in den Blick bekommen und auch spüren. Die Möglichkeiten können als künftige Fakten ausgemacht und reflektierend überprüft werden.
Bewusstsein modellieren
Das Leben muss begriffen werden über seine Fähigkeit, sich selbst zu erhalten mit der Hilfe von Selbststeuerung und Selbststabilisierung. Lebewesen als instabile Systeme stabilisieren sich durch eine interne Verarbeitung von Quanteninformationen.
In der Entwicklung von immer leistungsfähigeren Strukturen für Regelung, Steuerung und Wahrnehmung werden sich reflexionsfähige quantische Formen der Informationsverarbeitung herausbilden, die zu dem führen, was wir von uns als Bewusstsein kennen.
Wenn neben dem Bewusstsein noch etwas Äußeres existieren soll, dann muss das Bewusstsein lokalisiert (in Raum und Zeit) sein. Eine lokale Existenz erfordert aus physikalischen Gründen einen ruhmassebehafteten Träger. Das wiederum erfordert in einer logischen Schlusskette einen Körper als den Träger dieses Bewusstseins. Der Körper ist dann für seine eigene Ernährung auf die Existenz der anderen Lebewesen, also von Pflanzen und Tieren angewiesen. Diese Lebewesen benötigen alle miteinander für ihren Aufenthalt eine Existenz von Planeten und Sternen, und schließlich einen Kosmos, indem das alles möglich ist.